Versucht mal das Folgende. Gebt bei Google „Selbstbefriedigung und Schuldgefühle“ ein und ihr werdet völlig baff sein. Die Suchmaschine liefert fast zwei Millionen Ergebnisse zu diesem Thema: „Schlechtes Gewissen nach Selbstbefriedigung“, „Nach dem Orgasmus kommt das Schuldgefühl“, „Wie schwerwiegend ist Masturbation?“, und so weiter ad infinitum. Ja, wir leben im 21. Jahrhundert: Pornos sind für jeden mit einem Handy zugänglich, die Sexualerziehung hat sich geändert, und es gibt spezielle Geschäfte, in denen man alle Arten von Sexspielzeugen kaufen kann, um den Körper zu genießen und zum Orgasmus zu kommen (wir verweisen auf die Beweise). Trotzdem schleppen wir Ängste mit uns herum, die auf Mythen und jahrhundertelanger Unterdrückung beruhen. Wir wollen nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, aber die Religion, oft in Absprache mit den Behörden und sogar mit den Ärzten, hat darauf bestanden (Gott weiß, warum), dass die Selbstbefriedigung eine Sünde ist. Ewiglich in den Flammen der Hölle zu brennen ist ja eine gute Drohung, aber für diejenigen, die den Tod weit weg sahen und beschlossen, sich selbst eine Freude zu machen, wurden andere, abschreckendere Übel erfunden: die Haare würden dir aus dem Kopf fallen und an den Händen wachsen, während du das Gesicht voller Pickel hättest und blind würdest
Die Ärzte waren, wie gesagt, nicht zögerlich, diesen Diskurs zu unterstützen, und sprachen von Herzstörungen, spinaler Muskelatrophie, Lungenphthise, Epilepsie, Gehirnleiden und einer neuen Art von Syphilis. Alles als Folge, sich ins schlimmste aller Laster zu stürzen (abgesehen von Analsex, natürlich). 1760 schrieb der Schweizer Arzt Samuel Auguste Tissot der Masturbation alle Übel zu, die ihm einfielen, und veröffentlichte die Schrift „L‘Onanisme“, in der von unzähligen negativen Folgen dieser Praktik berichtet wurde: „Eine wahrnehmbare Verringerung der Kraft, des Gedächtnisses und sogar der Vernunft. Verschwommenes Sehen. Alle nervösen Störungen. Alle Arten von Gicht und Rheuma. Schwächung der Generationsorgane. Blut im Urin. Appetitlosigkeit. Kopfschmerzen. Und eine Vielzahl anderer Störungen“. Na ja, fast nichts. Alles, was man passierte, konntet man der intensiven und lustvollen Berührung der Geschlechtsorgane zuschreiben - von Zahnschmerzen bis zu einer Verstauchung.
Den Menschen beizubringen, den eigenen Körper zu hassen, war der Schlüssel. Das Sexvergnügen war ausschließlich der Fortpflanzung innerhalb der Ehe vorbehalten, und dein Körper, der so schwach war, beharrte darauf, erregt zu werden. Er war der Feind. Aus diesem Kampf zwischen der Natur und der (schlechten) Erziehung entsteht die Schuld, und um die Schuld zu stützen, es entstanden Dutzende von Lügen, die die Wissenschaft und die moderne Medizin widerlegt haben.
Was sind die beliebtesten Lügen über Masturbation?
Wenn ihr so weit gekommen seid, habt ihr vielleicht den Fehler gemacht, zu denken, dass die Lügen über Masturbation der Vergangenheit angehören. Ach, ihr seid so naiv! Nichts ist weiter von der Realität entfernt. Auch heute noch kümmern sich katholische Internetportale um die Indoktrination und behaupten Dinge wie: „die gewohnheitsmäßige Ausübung der Masturbation führt zu schweren nervösen Ungleichgewichten“, „das Laster der Masturbation ist die Ursache für viele Misserfolge im Studium und Sport“, „das Laster der Masturbation führt zu vorzeitigem Samenerguss in der Ehe“ und „Masturbation kann zum Verlust des Glaubens führen“. Aber was sind die beliebtesten Lügen über Masturbation? Was sind das für Mythen, die wir alle schon einmal gehört haben?
Masturbation macht dick
Wir wissen nicht, woher diese Aussage stammt, aber die Wahrheit ist, dass Masturbation keinen nennenswerten Einfluss auf das Gewicht hat. Sie macht weder dick noch schlank, denn die Bewegung ist minimal, also dein Gewicht wird so bleiben, wie es ist, es sei denn, du befriedigst dich, während du einen Handstand machst und danach ein paar Runden läufst.
Masturbation verursacht Akne
Diese ist eine unserer Lieblingslügen. Warum war sie erfolgreich? Weil sie entstand, um die Jugendlichen von der Masturbation abzuhalten und die Jugendlichen haben oft Pickel. So wurden die weißköpfigen Pickel zum unanfechtbaren Beweis für diese Sünde. Tatsache ist, dass Pickel in der Pubertät aufgrund von Veränderungen des Hormonspiegels auftreten, und obwohl es stimmt, dass Masturbation den Testosteronspiegel vorübergehend erhöhen kann, ist dies nicht genug, um Auswirkungen auf die Haut zu haben. Also nein, Masturbation verursacht keine Akne; eigentlich reduziert sie Stress, wirkt entzündungshemmend und verbessert die Hautgesundheit.
Masturbation verursacht vorzeitigen Samenerguss
Lasst uns von Anfang an klarstellen, dass Masturbation keinen vorzeitigen Samenerguss verursacht. Es ist richtig, dass viele Jugendlichen, getrieben von der Erziehung, den Schuldgefühlen oder der Angst, erwischt zu werden, lernen, so schnell wie möglich zu masturbieren und zum Höhepunkt zu kommen. Mit anderen Worten: die schnelle Ejakulation ist eine erlernte Reaktion, die geändert werden kann und die auf jeden Fall ihren Ursprung in der Sexualerziehung hat. Wenn du vom Jugendalter an annimmst, dass Masturbation natürlich ist, und du intime Momente hast, um sie auszuüben, wird dein Körper nicht lernen, schnell zu ejakulieren, damit deine Mutter dich nicht auf frischer Tat ertappt.
Masturbation verlängert den Penis
Diese Legende hat mehrere Versionen: von derjenigen, die behauptet, dass Masturbation den Penis verlängert, bis hin zu derjenigen, die sagt, dass sie ihn verkürzt oder krümmt. Nichts hiervon ist wahr. Auf Gedeih und Verderb hat Masturbation keinen Einfluss auf die Penisgröße.
Masturbation verursacht Haarausfall
Ein weiterer (und sehr alter) Trugschluss. Experten für Haargesundheit antworten: „Haarausfall wird durch hohes Dihydrotestosteron (DHT) verursacht, während Sexpraktiken durch Testosteron motiviert sind. Beide sind männliche Sexualhormone, aber sie sind unterschiedlich. Eine Person kann hohe DHT-Werte und niedrige Testosteron-Werte haben und umgekehrt“. Also nein, Masturbation hat nichts mit Haarausfall zu tun.
Masturbation ist mit Unfruchtbarkeit verbunden
Auch hier verweisen wir auf die Worte der Experten. Jesús E. Rodríguez, Direktor des Sexologie-Instituts von Murcia (Spanien), sagt, dass „es keinen wissenschaftlichen Beweis dafür gibt, dass Masturbation einen negativen Einfluss auf die Fruchtbarkeit hat“. Und tatsächlich, laut der spanischen Sexologin und Professorin an der Autonomen Universität Madrid Ruth González Ousset, „wenn ein Mann versucht, Vater zu werden, ist es empfehlenswert, dass er nicht auf Masturbation verzichtet und am besten ist es eigentlich, dass er es alle zwei oder drei Tage tut, um sein Sperma zu erneuern und die Chancen auf Kinder zu erhöhen“. Wir haben nichts mehr hinzuzufügen.
Die einzige Wahrheit ist, dass Masturbation natürlich, gesund und genussvoll ist und dass weder Ärzte noch Wissenschaftler feststellen konnten, dass sie negative Auswirkungen auf die Gesundheit hat (zumindest auf die des Körpers, denn alles andere hängt davon ab, wem du deine Seele verkauft hast).